Am 3. November stand beim Parlamentarischen Abend des ZZF das Thema „Qualzucht verhindern“ im Fokus. Bild: WZF/Sebastian Bolesch
Am 3. November stand beim Parlamentarischen Abend des ZZF das Thema „Qualzucht verhindern“ im Fokus. Bild: WZF/Sebastian Bolesch

ZZF Polit-Talk zum Thema Qualzuchten

Der Zentralverband der Heimtierbranche (ZZF) hatte am 3. November ins Haus der Parlamentarischen Gesellschaft in Berlin zum Parlamentarischen Abend eingeladen. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand das Thema „Qualzucht“.

Rund 80 Gäste fanden sich im Jakob-Kaiser-Haus ein, darunter Silvia Breher, Bundestierschutzbeauftragte und Parlamentarische Staatssekretärin des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat, sowie die Landestierschutzbeauftragten aus Baden-Württemberg, Brandenburg und Sachsen. Ebenso vertreten waren die Verbände der Tierärzteschaft und weitere Verbände der Heimtierbranche.

„Das Thema ‚Qualzucht verhindern‘ liege allen am Herzen“, betonte ZZF-Präsident Nobert Holthenrich gleich zu Beginn der Veranstaltung. Mit Blick auf die gescheiterte Reform des Tierschutzgesetzes im letzten Jahr sieht der ZZF dringenden Handlungsbedarf: „Das Problem von Zuchtformen mit extrem ausgeprägten Merkmalen, die zu Tierleid führen, besteht ja weiter“, führte Holthenrich aus. „Es fehlt eine einheitliche rechtliche Grundlage, die klar definiert, in welcher Ausprägung ein Merkmal oder eine Zuchtform als Qualzucht gilt.“ Holthenrich plädierte für die Aktualisierung des wissenschaftlichen Gutachtens zur Auslegung von §11b des Tierschutzgesetzes aus dem Jahr 1999. Der Schutz von Heimtieren dürfe nicht von veralteten Kriterien abhängen. Auch Aufklärung sei ein entscheidender Beitrag – nicht nur auf Social Media, sondern gerade auch in schulischen Lehrplänen, die Tierwissen, Tierschutz und tiergestützte Pädagogik integrieren.

Die Folgen von Qualzuchten sieht Professor Dr. Achim Gruber, Geschäftsführender Direktor des Instituts für Tierpathologie der Freien Universität Berlin und Autor des Buches „Das Kuscheltierdrama“, beinahe täglich vor sich auf dem Autopsie-Tisch. Mehr als 80 krankhafte Veränderungen als Nebenwirkungen gewünschter Zuchtziele wie Gigantismus oder Kindchenschema seien heute bekannt – und würden billigend in Kauf genommen, weil „Hunde immer mehr als Markenprodukte betrachtet werden.“

In der von ZZF-Kommunikationsleiterin Antje Schreiber moderierten Gesprächsrunde forderte Gruber daher klare Regeln. Als Vorbild nannte er die Niederlande mit spezifischen Grenzwerten für die Zucht; hier muss etwa die Schnauze des Hundes ein Drittel der Kopflänge aufweisen.

Dr. Christine Bothmann, Präsidentin des Bundesverbandes der beamteten Tierärzte (BbT), kritisierte im Kampf gegen Qualzuchten und ihre Folgen ebenfalls das legislative Defizit: Tierärztinnen und Tierärzten fehle bislang eine klare Handhabe in Form von gerichtsfesten Vorgaben. Eine Beschränkung des Marktes über Maßnahmen wie eine Positivliste lehnte Bothmann ab, da Verbote die Nachfrage eher attraktiver machen würden. Auch Prof. Gruber sprach sich deutlich gegen eine Positivliste aus.

Dass nicht nur Hunde und Katzen von Defektzuchten betroffen sind, sondern auch Tierarten aus der Terraristik, führte ZZF-Vorstandsmitglied Volker Ennenbach aus seiner Erfahrung als Inhaber von „Das Tropenparadies“ auf.

Um Qualzuchten zu verhindern, war sich die Gesprächsrunde einig, müssten Tierhaltende noch stärker sensibilisiert und über ihre Folgen – nicht nur für die Tiere selbst – aufgeklärt werden.